Eisenbahn in Deutschland: Kapazitätsmangel und veraltete Infrastruktureinrichtungen

Eisenbahn in Deutschland: Kapazitätsmangel und veraltete Infrastruktureinrichtungen
@pixabay

Nachdem sowohl NGOs als auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn die Situation im Bahnsektor kritisiert haben.


Angesichts der stark gestiegenen Nachfrage im Personen- und Güterverkehr und eines gleichzeitig hoch belasteten und störanfälligen Schienennetzes hat DB-Chef Richard Lutz einen Paradigmenwechsel in der Infrastruktur gefordert. In einer Telefon-Pressekonferenz in Berlin bezeichnete er die Sanierung des Schienennetzes als eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre.

Lutz verwies auf die aktuelle Entwicklung auf den Verkehrsmärkten, wonach Passagiere und Güterkunden erfreulicherweise schneller als erwartet auf die Schiene zurückkehren. "Die aktuelle Nachfrage bestätigt unsere Grundüberzeugung, dass die Wachstums- und Verlagerungsziele der Bundesregierung realistisch sind." Noch nie waren so viele Züge auf dem deutschen Netz unterwegs wie in diesen Tagen. Doch das Streckennetz, auf dem diese steigende Nachfrage abgewickelt wird, ist nicht mitgewachsen. Zugleich habe sich die Substanz weiter verschlechtert, weil viele Anlagen veraltet und damit störanfällig seien. Seit einigen Jahren bemühen sich die Bundesregierung und die Bahn um Veränderungen. Die Wahrheit ist jedoch, dass dieses Modernisierungsprogramm eine noch nie dagewesene Anzahl von Baustellen mit sich gebracht hat, die zusätzliche Kapazitäten kosten und massive betriebliche und verkehrliche Auswirkungen haben.

Die Details des Gesamtkonzepts und die einzelnen Umsetzungsschritte in den nächsten Jahren sollen in enger Zusammenarbeit zwischen Bund, Bahn und der gesamten Branche angegangen werden. Das Ziel ist eine gemeinwohlorientierte Infrastruktur aus einer Hand.

Die aktuelle Betriebssituation zeige ebenso deutlich wie schmerzhaft, dass wir uns in einem Dilemma befinden, das kurzfristig kaum zu lösen ist, so Lutz: "Wachsen und gleichzeitig modernisieren ist bei guter Betriebsqualität und Pünktlichkeit an zu vielen Tagen und auf zu vielen Korridoren nicht mehr möglich. Die massiven Auswirkungen werden alle Eisenbahnverkehrsunternehmen und damit auch alle Fahrgäste, Aufgabenträger und Güterverkehrskunden zu spüren bekommen. Dessen sind wir uns bewusst." Die Bahnen versuchen alles, um die negativen Auswirkungen für die Verkehrsunternehmen und die Kunden im Personen- und Güterverkehr so gering wie möglich zu halten. Lutz dankte insbesondere allen Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern im Betriebsbereich für ihren unermüdlichen Einsatz. Im Interesse aller müsse jetzt ein grundlegender Richtungswechsel erfolgen und an nachhaltigen Lösungen gearbeitet werden, die das Problem im Kern angehen. Ein "business as usual" ist keine Alternative.

Seiner Meinung nach liegt eine solche nachhaltige Lösung in der Infrastruktur. Sie ist nicht nur für Wachstum und Verkehrsverlagerung entscheidend, sondern auch für die Betriebsqualität und Pünktlichkeit. "80 Prozent der Qualität des Eisenbahnsystems wird durch das Schienennetz bestimmt. Die derzeitigen Zuverlässigkeits- und Qualitätsprobleme des Schienenverkehrs sind im Wesentlichen Kapazitäts- und Veralterungsprobleme der Infrastruktur.

Dies gilt insbesondere für das hochbelastete Netz von derzeit rund 3.500 Streckenkilometern, wo die durchschnittliche Auslastung ohne Baumaßnahmen bereits bei rund 125 Prozent liegt und bei Bauarbeiten schnell auf deutlich über 150 Prozent ansteigen kann." Um das Schienennetz wachstums- und verkehrsverlagerungsfähig zu machen, müsse vor allem das hoch belastete Netz zu einem Hochleistungsnetz ausgebaut werden - mit einer dauerhaften und nachhaltigen Verbesserung aller pünktlichkeitsrelevanten Gewerke.

Der CEO der DB kommt zu dem Schluss, dass der Kern der Umsetzung eine Generalsanierung der hoch belasteten Korridore beinhaltet. Alle notwendigen Baumaßnahmen der kommenden Jahre sollen gebündelt werden. Dies erfordere zwar längere Sperrzeiten, diese gingen aber dank besserer Vorplanung mit mehr Sicherheit und längeren Vorlaufzeiten für alle Beteiligten einher. Wichtig sei, dass nach der Umsetzung der Korridormaßnahme mehrere Jahre lang keine Bauarbeiten anfallen und dadurch positive Impulse für Kapazität und Qualität im gesamten Netz entstehen. Die Konkretisierung dieser Konzepte sollte Teil der gemeinsamen Arbeit von Bund, Bahn und Industrie werden.

Möchten Sie ähnliche Artikel per E-Mail erhalten?

Sie nutzen die RAILVIS.com Plattform noch nicht?

Mieten Sie einen Wagen, verkaufen Sie eine Lokomotive, finden Sie einen Container, wandeln Sie freie Kapazitäten in Gewinn um. Die RAILVIS.com Plattform ist das Instrument, das Sie benötigen.

Probieren Sie den RAILVIS.com Eisenbahnmarkt aus
RAILVIS screenshot