Es gab sogar Fälle von auf mysteriöse Weise verschwundenen Waggons.

Es gab sogar Fälle von auf mysteriöse Weise verschwundenen Waggons.
© TIGGES Rechtsanwälte

Ein exklusives Railmarket-Interview mit Klaus-Peter Langenkamp, Partner der Kanzlei TIGGES Rechtsanwälte, mit Fokus auf die Bahnindustrie.


Wo sehen Sie aus rechtlicher Sicht die größte Lücke, die von den Eisenbahnunternehmen vernachlässigt wird?

Im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbetrieb besteht meiner Meinung nach eine erhebliche Lücke in der Organisation und Verfolgung von Verträgen und Arbeitsabläufen. Durch die Straffung dieser Prozesse können Eisenbahnunternehmen Problemsituationen effektiver den verantwortlichen Parteien zuordnen. Bei diesem Ansatz geht es nicht nur um administrative Effizienz, sondern vor allem um die Verbesserung der Schadenbearbeitung. Ein transparentes und rechenschaftspflichtiges System macht es einfacher, Probleme schnell und gerecht zu erkennen und zu lösen, was in einem so komplexen Sektor wie dem Eisenbahnsektor von entscheidender Bedeutung ist.

In welchen Fällen und von welchen Unternehmen werden Sie um Hilfe in Rechtsfragen gebeten?

Wir verfügen über ein Team von Anwälten mit umfassender Erfahrung in der Branche, und viele von uns sind sogar leidenschaftlich in diesem Sektor tätig. Wir decken verschiedene rechtliche Bedürfnisse ab, darunter vertragliche Unterstützung, die Beschaffung von Fahrzeugen und Personal, die Abwicklung von Unfällen, die Erleichterung des Marktzugangs und die Behandlung von Wettbewerbsfragen sowie die Abwicklung von Gerichtsverfahren. Unser Fachwissen erstreckt sich auch auf Unternehmens- und Fusionsfragen sowie auf das Arbeitsrecht; wir bieten Rechtshilfe im Alltag. Wir ziehen eine Vielzahl von Kunden an, die diese umfassende und spezialisierte Kompetenz zu schätzen wissen und unsere Hilfe bei der Navigation durch die komplexe Rechtslandschaft der Eisenbahnindustrie suchen.

Die Eisenbahnen werden immer internationaler. Wie komplex sind die rechtlichen Fragen in den letzten Jahren geworden, und welche Bereiche bereiten den Unternehmen aus Ihrer Sicht die größten Schwierigkeiten?

Der internationale Charakter des Eisenbahnsektors spiegelt sich in unserer juristischen Arbeit wider, die seit jeher global ausgerichtet ist. Als internationale Anwälte fördern wir nicht das Recht des einen oder anderen Landes. Dies gilt insbesondere in Europa, wo die Branche in erster Linie durch das EU-Recht und die COTIF-Übereinkommen geregelt wird. Eine der größten Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, ist die Sprache. Die Vermeidung von Missverständnissen und die Kenntnis des Rechts sind unsere Hauptaufgaben.

Gerichtsverfahren lassen sich oft durch Risikominderung vermeiden. Welche Maßnahmen zur Risikominderung im Eisenbahnverkehr empfehlen Sie Ihren Kunden?

Um Rechtsstreitigkeiten vorzubeugen, empfehle ich unseren Kunden eine klare und verständliche Kommunikation in allen Formen der Dokumentation - nicht nur in Verträgen, sondern auch in Angeboten, E-Mails und sonstiger Korrespondenz. Wenn Probleme oder Streitigkeiten auftreten, ist eine offene Kommunikation mit und ohne Anwälte und manchmal in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen entscheidend, um Verständnis zu fördern und Lösungen zu finden. In Fällen, in denen sich Lösungsprozesse in die Länge ziehen, raten wir, den Verzicht auf die Verjährung zu erwägen, um den laufenden Dialog zu erleichtern. Es ist eine bekannte Tatsache in unserer Branche, dass wir oft wiederholt mit denselben Interessengruppen zu tun haben, daher ist die Pflege guter Beziehungen von entscheidender Bedeutung.

Können Sie einige besondere Situationen nennen, die Sie im Laufe Ihrer Karriere im Eisenbahngeschäft lösen mussten?

Im Laufe meiner beruflichen Laufbahn bin ich in der Eisenbahnbranche mit verschiedenen einzigartigen und schwierigen Situationen konfrontiert worden. Um nur einige zu nennen: Wir hatten Fälle von auf mysteriöse Weise verschwundenen Waggons, die kreative Problemlösungen erforderten. Dann gab es das ungewöhnliche Vorkommen von Schnee in geschlossenen Waggons, eine verwirrende Situation, die gelöst werden musste. Ich war auch an Streitigkeiten über Infrastrukturgebühren beteiligt und habe mich mit Problemen im Zusammenhang mit überteuertem Bahnstrom befasst. Auch der Umgang mit verschiedenen Tieren, die Störungen an Oberleitungen und Gleisen verursachen, gehört zu den unerwarteten Herausforderungen in diesem Bereich. Diese Vielfalt an Herausforderungen, die manchmal auch skurril sind, ist etwas, das ich an meinem Job absolut liebe; sie macht jeden Tag spannend.

Sie sind in Deutschland und Polen tätig. Was sind aus Ihrer rechtlichen Sicht die wichtigsten Überschneidungen und Unterschiede zwischen diesen beiden Märkten in der Eisenbahnbranche?

Deutschland und Polen sind aufgrund ihrer geografischen Größe auf ihre Eisenbahnsysteme angewiesen. Beide Länder teilen eine typische Begeisterung für die Eisenbahn und den Wunsch, den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene auszubauen. Aus rechtlicher Sicht sind die Unterschiede nicht sehr groß. Ein bemerkenswerter Unterschied ist jedoch der Grad der Privatisierung. Nach meiner Beobachtung ist der Privatisierungsprozess in Deutschland etwas weiter fortgeschritten als in Polen. Dies spiegelt sich in der Art und Weise wider, wie die Eisenbahnunternehmen in beiden Ländern ihren Betrieb und ihren rechtlichen Rahmen organisieren.

In diesem Jahr feiern Sie 20 Jahre Betriebszugehörigkeit, herzlichen Glückwunsch! Bitte erzählen Sie uns Ihre Geschichte - wie begann Ihre Beziehung zur Eisenbahnindustrie?

Vielen Dank für die Glückwünsche! Meine Reise in der Eisenbahnbranche begann vor 23 Jahren. Zunächst habe ich zwei Jahre in Polen gearbeitet. Als ich zu TIGGES kam, wurde ich Teil des Polish Desk und unterstützte das erste private polnische Eisenbahnunternehmen bei seiner ehrgeizigen Expansion nach Westen. Es bestand ein wachsender Bedarf an jemandem, der sich innerhalb der Firma mit Eisenbahnangelegenheiten befasst. Ich ergriff diese Gelegenheit, was mein anhaltendes Interesse und Engagement im Eisenbahnsektor begründete. Dieses frühe Engagement war die Initialzündung für meine 20-jährige Tätigkeit bei der Firma im Eisenbahnsektor.

Wie sehen Sie die Entwicklung des Eisenbahnsektors in den letzten 20 Jahren aus rechtlicher Sicht?

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der Eisenbahnsektor vor allem in rechtlicher Hinsicht stark verändert. Der zunehmende Wettbewerb hat zu einer erheblichen Professionalisierung aller Beteiligten geführt, auch der Rechtsinstanzen wie Behörden, Gerichte und Anwälte. Dieser Wandel hat zahlreiche neue Rechtsgebiete erschlossen und den einstmals dominierenden Einfluss der Staatsbahnen zurückgedrängt. Dieser Wandel ist jedoch ein kontinuierlicher Prozess. Der europäische Eisenbahnsektor zieht zunehmend Investoren an, die in ihm einen attraktiven Markt sehen. Darüber hinaus gewinnt der Trend zur Nachhaltigkeit an Dynamik, und es wird interessant sein, seine Auswirkungen auf die Rechtslandschaft unserer Branche in den kommenden Jahren zu beobachten.

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