Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene haben die 3. Auflage der VDV-Broschüre mit einer aktualisierten und erweiterten nationalen Liste der wieder zu eröffnenden Bahnstrecken vorgelegt. Sie forderten zudem, die Wiedereröffnung von Streckenabschnitten für den Güterverkehr zu unterstützen und dafür ein eigenes Förderprogramm im Haushalt vorzusehen.
Die Begeisterung des Sommers für das 9-Euro-Ticket hat gezeigt, dass der öffentliche Verkehr für die Menschen sehr vorteilhaft sein kann, insbesondere in entwickelten Regionen. In diesem Zusammenhang gilt die Reaktivierung alter Bahnstrecken als wirksame Maßnahme, um bundesweit mehr Menschen an das Schienennetz anzubinden. "Die Bereitschaft, die Bahn zu nutzen, ist vorhanden - und das Potenzial für den Ausbau des Schienenverkehrs ist enorm. Die Menschen erwarten zu Recht eine rasante Entwicklung - auch dort, wo es heute keine Schienenanbindung gibt", so Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.
Durch die Reaktivierung alter Bahnstrecken könnte der Rückgang, der in den letzten Jahrzehnten in diesem Bereich stattgefunden hat, behoben und umgekehrt werden. Obwohl sich die Rahmenbedingungen für die Reaktivierung der Strecken in den letzten Jahren deutlich verbessert haben, steht der Prozess erst am Anfang. "Immerhin sind bisher vier Strecken mit einer Länge von 66 Kilometern reaktiviert worden. Aber von den 277 Strecken mit einer Gesamtlänge von 4.573 Kilometern sind inzwischen 40 weitere oder 557 Kilometer hinzugekommen. Das Potenzial für Reaktivierungen ist in praktisch allen Regionen Deutschlands vorhanden", so Dr. Martin Henke, VDV-Geschäftsführer Eisenbahnwesen.
In der VDV-Broschüre werden 332 Städte und Gemeinden genannt, die durch die vorgeschlagenen Reaktivierungen wieder an das Schienennetz angeschlossen werden könnten. Insgesamt sind 3,4 Millionen Einwohner betroffen. Eine der wichtigsten aktuellen Herausforderungen ist es, den Güterverkehr stärker an der Erneuerung des Streckennetzes zu beteiligen - mit einem eigenen Budget. "Für die Reaktivierung von reinen Güterverkehrsstrecken, die Fabriken über dezentrale Güterverkehrsknoten und Speditionsterminals mit dringend benötigten Güterverkehrsstrecken auf dem Land verbinden, gibt es bisher kein eigenes Budget auf Bundesebene, das auch entsprechend ausgestattet ist und über alle Bahnen hinweg, unabhängig vom Infrastrukturunternehmen, eingesetzt wird", so Dr. Martin Henke.