Schwergewichte des Schienengüterverkehrs gegen DB Netz
© RCG / David Payr

Hochrangige Bahnmanager haben einen Brief an die Europäische Kommission und das deutsche Verkehrsministerium geschrieben.


Im Mittelpunkt ihrer Bedenken steht eine Änderung der Stornogebühren von DB Netz. Sie wehren sich dagegen, dass DB Netz ab 2024 Strafstornogebühren einführt, ohne dass zuvor eine sinnvolle Diskussion stattgefunden hat und ohne dass die Anregungen der Branche, insbesondere der internationalen Betreiber, ausreichend berücksichtigt wurden", heißt es in dem Schreiben an Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, und Kristian Schmidt, Direktor der Abteilung Landverkehr der Europäischen Kommission:

"Bisher wurde für die Stornierung von Trassen mehr als 30 Tage vor dem Betriebstag ein Mindestentgelt von 0,05 EUR/Trassenkilometer fällig, maximal jedoch 491 EUR. Nach dem neuen Trassenpreissystem 2024 versechsfacht die DB Netz AG diesen Betrag auf 0,30 EUR/Trassenkilometer im Zugsegment "Standard" (entspricht 15 %) für alle Stornierungen ab dem 30. November für das folgende Fahrplanjahr für jede stornierte einzelne Trasse - im ungünstigsten Fall für bis zu 365 Tage. Bei einer täglichen Zugverbindung von 1.000 km wären dies rund 100.000 EUR. Zum Vergleich: Der Personenverkehr zahlt nur 2 % Stornogebühren, obwohl er nicht den Schwankungen der Wirtschaft und der Lieferkette unterworfen ist. Wir halten dies für eine starke Diskriminierung des Schienengüterverkehrs gegenüber dem Schienenpersonenverkehr und insbesondere dem Straßenverkehr, wo es eindeutig keine Stornogebühren gibt. Für alle Annullierungen mit geringerer Vorlaufzeit gelten progressiv höhere Sätze von bis zu 200%", schrieben die CEOs der grössten europäischen Güterbahnunternehmen: Dirk Stahl (CEO BLS Cargo), Laurence Zenner (CEO CFL Cargo), Bernard Gustin (CEO Lineas), Roger Mahler (CEO Metrans Deutschland), Désirée Baer (CEO SBB Cargo), Clemens Först (CEO Rail Cargo Group) und Marcel Theis (COO SBB Cargo International).

Aus diesen Gründen befürchten sie angesichts der von DB Netz für 2024 vorgeschlagenen Stornogebühren gravierende Wettbewerbsnachteile. Die vorgeschlagene Umstrukturierung findet in einer Situation unzuverlässiger Kapazitäten statt, die die Fähigkeit des Schienengüterverkehrs gefährdet, seine Verlagerungsziele zu erreichen und bis 2030 30 % aller in Europa transportierten Güter auf die Schiene zu verlagern, so die Unterzeichner.

Der gemeinsame Appell fordert eine verbindliche Überprüfung der Stornogründe durch die DB Netz AG und eine marktgerechte Anpassung der Stornoentgelte im neuen Trassenpreissystem für 2024. Die Unterzeichner des Schreibens sind bereit, dieses Thema weiter zu diskutieren und gemeinsam an einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung zu arbeiten, so die Unterzeichner abschließend.

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