Österreich sieht Gleisanschlüsse als wesentliche Voraussetzung für Verkehrsverlagerung

Österreich sieht Gleisanschlüsse als wesentliche Voraussetzung für Verkehrsverlagerung
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Ein Thema in der Welt des Schienengüterverkehrs entzieht sich den Bemühungen, mehr Güter auf die Schiene zu verlagern: Gleisanschlüsse. Deren Vernachlässigung hat in vielen Ländern zum Verlust von viel Verkehr geführt. Österreich zeigt, wie es anders gehen kann.


Für die ÖBBRail Cargo Group (RCG) könnten die Argumente für die Schiene nicht besser sein: Die etablierte Güterbahn betreibt nach wie vor Einzelwagenverkehr, und die Nachfrage nach umweltfreundlicher Logistik ist hierzulande überdurchschnittlich hoch. Die RCG tut ihr Bestes, um sie zu unterstützen.

"Wir sehen derzeit ein großes Potenzial in der Reaktivierung von bisher stillgelegten Gleisanschlüssen. Mittelfristig tun Unternehmen gut daran, sich Gedanken zu machen, wie sie mit dem Thema umweltfreundliche Logistik umgehen. Je früher die Weichen in Richtung eines nachhaltigen Schienengüterverkehrs gestellt werden, desto zukunftssicherer ist das Unternehmen",so der Vorstandsvorsitzende der ÖBB, Andreas Matthä, zu der die RCG gehört.

Während die Schweiz seit langem weltweit als Vorbild für den Schienenverkehr gilt, hat Österreich die Führung im Personen- und Güterverkehr übernommen. "Nur wenn wir den Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagern, können wir Österreichs Klimaziele erreichen", ergänzt Andreas Matthä für Railmarket News. Und dabei geht es nicht um eine große Verlagerung, sondern um kleine, beharrliche Schritte. Andreas Matthä ergänzt: "Jede Tonne Fracht, die mit der Bahn transportiert wird, ist ein Gewinn für die Umwelt. Jede Tonne, die mit der Bahn transportiert wird, ist 30-mal klimafreundlicher als mit dem Lkw."

Gleisanschlüsse: wesentlicher Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele

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Ein leuchtendes Beispiel für die Verlagerung von der Straße auf die Schiene ist ein Wirtschaftszweig, der im Laufe der Zeit nicht ausgebeutet oder verändert wird: die Bauindustrie. Vom Roh- bis zum Recyclingmaterial wird der Mensch immer wieder bauen, abreissen und neu aufbauen. Die Firma Bernegger nimmt eine Vorreiterrolle ein: Das Unternehmen hat drei Standorte für einen Bahnanschluss aktiviert, seit kurzem ist in Leobendorf der vierte hinzugekommen. Die RCG bewegt für Bernegger Ganzzüge, bindet aber auch Bernegger-Containerschüttgut-Gruppen in ihren österreichweiten Wagenladungsverkehr ein.

Doch nicht jedes Unternehmen ist so umweltfreundlich und bereit, in neue Gleisanschlüsse zu investieren. Und auch in Österreich müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen geändert werden. "Es sollte diskutiert werden, warum jeder Industriebetrieb seinen Straßenanschluss kostenlos bekommt, aber für den Schienenanschluss zahlen muss. Es kann nicht sein, dass der umweltschädlichere Lkw besser gestellt wird als die umweltfreundlichere Bahn", erklärt der ÖBB-Chef.

Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg: Im aktuellen österreichischen Infrastruktur-Masterplan 2023-2028 sowie im kommenden 2024-2029 sind zusätzliche Mittel für die Errichtung und Adaptierung von Güterverladestellen vorgesehen. "Damit können wir die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen schaffen und den Umstieg auf die Schiene für zukünftige Partner noch attraktiver machen. Ein Anschluss an das Schienennetz sollte für jedes neue Industrie- und Gewerbegebiet obligatorisch sein", betont Andreas Matthä.

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Weitere Gleisausbauten und -erweiterungen stehen in Österreich an

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Die Richtung stimmt, sie braucht nur einen Schub. Immer mehr österreichische Unternehmen schließen sich dem Trend an. Im Jahr 2023 wurden zwei weitere Projekte zur Reaktivierung von Gleisanschlüssen in der Nähe der österreichischen Hauptstadt umgesetzt:

Gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesheer wurde das Anschlussgleis am Fliegerhorst Brumowski / Langenlebarn komplett saniert. Und gemeinsam mit Bau Beton hat das Anschlussgleis am Hafen Freudenau seinen Bahnanschluss in Wien gefunden.

Ein weiteres Reaktivierungsprojekt in Niederösterreich wird derzeit umgesetzt: Die Firma Zöchling in Hainfeld ist dabei, ein Anschlussgleis auszubauen und wieder in Betrieb zu nehmen.

Es sind auch bedeutende Erweiterungen von Anschlussbahnen geplant, wie die Anschlussbahn der Firma Rhomberg und Blum in Dornbirn (Vorarlberg). Auch die Handlos GmbH plant eine neue Anschlussbahn in Summerau (Oberösterreich).

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