Neben den wasserstoffbetriebenen FLIRT H2-Triebzügen für den amerikanischen Personenverkehr zeigt Stadler weitere Fahrzeuge wie den Weltrekord-Batteriezug FLIRT, das Modell EURO9000, die leistungsstärkste Hybridlokomotive Europas, und die nächste Generation der TINA-Straßenbahn. Darüber hinaus erhalten die Besucher des Stadler-Messestandes auf der InnoTrans 2022 einen umfassenden Einblick in die innovativen Lösungen des Unternehmens in den Bereichen Schienenfahrzeugbau, Service und Signaltechnik.
Einige Beispiele für neue Fahrzeuge
Der FLIRT H2-Triebzug für die San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) ist der erste wasserstoffbetriebene Personenzug in den USA und trägt maßgeblich dazu bei, die emissionsfreie Bahntechnologie in den USA einzuführen. Die FLIRT H2-Triebzüge sind für den Personenverkehr im Rahmen des Redlands Passenger Rail Project in Kalifornien bestimmt. Das Redlands Passenger Rail Project ist eine 14 Kilometer lange Verbindung zwischen Redlands und der Metrolink-Station in San Bernardino. Das FLIRT H2-Fahrzeug besteht aus zwei Wagen und einem Mittelteil, dem so genannten "PowerPack". Darin befinden sich die Brennstoffzellen und die Wasserstofftanks. Im "PowerPack" wird der Wasserstoff in elektrischen Strom umgewandelt, der in einer Antriebsbatterie gespeichert wird. Die Batterie versorgt dann das Antriebssystem des Fahrzeugs, die Klimaanlage und andere Komforteinrichtungen mit Strom. In dieser Konfiguration kann der Zug auch kinetische Energie beim Bremsen zurückgewinnen, so dass diese auch für den Antrieb des Zuges wiederverwendet werden kann. Der Zug bietet 108 Fahrgästen Platz und verfügt über zahlreiche zusätzliche Stehplätze. Er kann eine Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern erreichen.
Der zweiteilige batteriebetriebene FLIRT-Zug von Stadler ist der erste serienmäßig hergestellte Triebwagen für das erste dekarbonisierte, nicht elektrifizierte Schienennetz in Deutschland. Konzipiert für nicht oder nur teilweise elektrifizierte Strecken, ist der batteriebetriebene FLIRT extrem vielseitig. Die Batterien können sowohl während der Fahrt unter Oberleitungen als auch an elektrifizierten Haltestellen aufgeladen werden. Das Aufladen ist auch mit standardisierten UIC-Vorheizgeräten möglich. Darüber hinaus wird beim Bremsen kinetische Energie zurückgewonnen. Damit ist diese neueste Generation von Batteriefahrzeugen viel flexibler einsetzbar als die traditionellen Batteriezüge, die den Bahnbetrieb seit Generationen prägen. Bei einem Streckentest hat Stadler mit dem batteriebetriebenen FLIRT-Prototyp den Weltrekord von 224 gefahrenen Kilometern im Batteriebetrieb aufgestellt. Die 46 Meter langen Triebzüge verfügen über 124 Sitzplätze sowie zwei geräumige und barrierefreie Multifunktionszonen für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder. Die vollständig klimatisierten und stufenfreien Regionalfahrzeuge verfügen über helle, geräumige Fahrgasträume und sind mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet. 55 batterieelektrische FLIRT-Triebzüge gehören zu dem Auftrag, den die Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) 2019 im Rahmen der ersten technologieoffenen Ausschreibung für Triebfahrzeuge mit alternativen Antriebstechnologien in Deutschland an Stadler vergeben hat.
Die HEAG Mobilo GmbH hat im Januar 2020 14 Straßenbahnen des neuesten TINA-Modells bei Stadler bestellt und im Jahr 2021 eine Option für weitere 11 Fahrzeuge eingelöst. TINA ist die Abkürzung für "Total Integrierter Niederflurantrieb". Dieser integrierte Antrieb ermöglicht erstmals ein völlig neues Innenraumkonzept ohne Stufen und Sitzkästen über den Antrieben und bietet den Fahrgästen einen bisher nicht gekannten Komfort. Mit einer Länge von 43 Metern bietet das fünfteilige Einrichtungsfahrzeug Platz für 272 Fahrgäste, davon 101 Sitzplätze. Der optimierte Fahrgastraum ermöglicht von jeder Fahrzeugtür aus einen ungehinderten Zugang zu den Sitzen. Große Panoramafenster sorgen für eine klare Sicht und vermitteln zusammen mit der hohen Decke ein Gefühl von Großzügigkeit. Die Straßenbahn ist mit modernen Klimasystemen ausgestattet, die das natürliche Kühlmittel CO2 nutzen. Das bedeutet, dass sie das geringstmögliche Ozonabbaupotenzial sowie das geringste Treibhauspotenzial haben. Ein Fahrerassistenzsystem mit Verkehrszeichenerkennung erhöht zudem die Sicherheit im Fahrzeugverkehr. Die neuen Straßenbahnen werden im Herbst 2023 den Fahrgastbetrieb aufnehmen.
Mit dem Modell EURO9000 präsentiert Stadler an der InnoTrans 2022 die neueste und innovativste Lokomotive für den Schienengüterverkehr in Europa. Die sechsachsigen Lokomotiven sind TSI-konform und wurden mit Mehrsystemkonfigurationen für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Italien, die Niederlande und Belgien (15 kV + 25 kV AC und 1,5 kV + 3 kV DC) bestellt. Die Fahrzeuge sind für den Einsatz auf den wichtigsten europäischen Schienenkorridoren vorgesehen und serienmäßig mit ETCS und einem Funkfernsteuerungssystem ausgestattet. Der modulare Aufbau des EURO9000-Fahrzeugs erlaubt es, bis zu drei verschiedene Antriebssysteme miteinander zu kombinieren: Elektroantrieb, Dieselantrieb mit zwei energiesparenden 950-kW-Motoren und Batterien für den umweltfreundlichen Betrieb auf nicht elektrifizierten Strecken. Dank eines Leistungsspektrums von bis zu 9 MW und einer hervorragenden Zugkraft von bis zu 500 kN wird der Betrieb mit nur einer Lokomotive in vielen Situationen möglich sein, die derzeit zwei Standardlokomotiven erfordern. Bahnbetreiber profitieren dadurch von einer höheren Nutzlast und geringeren Traktionskosten. Die EURO9000 ist vielseitig, wirtschaftlich und umweltfreundlich und kombiniert Energieeffizienz, Leistung und Zuverlässigkeit, was zu optimalen Lebenszykluskosten führt und die langfristige Kosteneffizienz des Bahnbetriebs erhöht. ELP ist der erste Kunde von Stadler, der sich für das neue EURO9000-Modell entschieden hat. ELP hat seit Mai 2019 30 EURO9000-Elektrolokomotiven bei Stadler bestellt. Die Fahrzeuge sind Teil eines Rahmenvertrags zwischen Stadler und ELP über mindestens 100 Lokomotiven und werden von ELP an Güterbahnunternehmen aus verschiedenen Ländern vermietet. Die ausgestellte Lokomotive wird vom niederländischen Güterverkehrsunternehmen Rail Force One betrieben, dem ersten Eisenbahnunternehmen, das das EURO9000-Fahrzeug von der ELP geleast hat.
Der britische Bahnbetreiber Transport for Wales hat im Januar 2019 35 FLIRT-Triebzüge bei Stadler bestellt. Davon haben 24 Züge einen trimodalen Antrieb und können vollelektrisch unter Oberleitung, elektrisch per Batterie oder im Hybridbetrieb mit Dieselantrieb betrieben werden. Der Dieselantrieb ist nur für den Ausnahmebetrieb vorgesehen, der Regelbetrieb soll rein elektrisch erfolgen. Die Flotte der trimodalen FLIRT-Fahrzeuge besteht aus 7 dreiteiligen und 17 vierteiligen Zügen. Die Fahrzeuge entsprechen den neuesten TSI-Normen und wurden speziell für die Anforderungen von Transport for Wales und der lokalen Infrastruktur konzipiert. Die Niederflurbauweise ermöglicht einen ebenerdigen Einstieg an jeder Tür, was den Fahrgästen das Ein- und Aussteigen erleichtert und beschleunigt. Die ergonomisch gestalteten Sitze erhöhen den Komfort der Fahrgäste und sind alle mit einer Steckdose ausgestattet. Alle Züge sind mit Klimaanlagen, Abstellflächen für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder sowie mit Fahrgastinformationssystemen und Wi-Fi ausgestattet. Die ersten trimodalen FLIRT-Fahrzeuge absolvieren derzeit Testfahrten und sollen noch vor Ende des Jahres den Fahrgastbetrieb aufnehmen.
