EDITH: Schienenverkehr muss Katalysator für den Wandel sein
EDITH Managing Director Richard Zienko

In einem Exklusivinterview mit EDITH-Geschäftsführer Richard Zienko sprechen wir über erfolgreiche und notwendige Strategien in einer Zeit, in der sich die Dynamik des Schienengüterverkehrs und die Notwendigkeit eines klimafreundlichen Transports deutlich verändern.


RM: Die EDITH GmbH & Co. KG bietet verschiedene Dienstleistungen an. Welche sind das und wie lange werden sie schon angeboten?

Richard Zienko: Die EDITH GmbH & Co KG (EDITH) ist ein Bahntechnikunternehmen, das Dienstleistungen für verschiedene Bahnbetreiber in Deutschland und Europa erbringt. EDITH konzentriert sich auf die Geschäftsbereiche Eisenbahnbetrieb, Engineering, Schulung und Prüfung, Softwarelösungen, Tätigkeiten als unabhängige Bewertungsstelle (AsBo) und Rechtsdienstleistungen.

RM: Der Schienengüterverkehr hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Wie hat sich die EDITH GmbH & Co. KG an diese Veränderungen angepasst, um in der sich wandelnden Schienengüterverkehrslandschaft wettbewerbsfähig zu bleiben?

Richard Zienko: Die Schiene ist der effizienteste Verkehrsträger. Um die Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Schienenverkehr gefördert werden. Im Masterplan hat die Regierung die ersten Schritte zur Stärkung des Bahnsektors festgelegt. Dies erfordert eine Transformation der Bahn. Mit der Einführung innovativer und disruptiver Technologien, wie dem starken Ausbau von ETCS und der Installation der DAK, kann die Bahn nachhaltig und wettbewerbsfähig bleiben. EDITH basiert auf der digitalen Transformation. Sicherheitsmanagementsysteme, Schulungen und einzelne Prozesse müssen digitalisiert werden, um der Komplexität und dem Umfang der Anforderungen gerecht zu werden. Die Dienstleistungen und Softwareprodukte von EDITH unterstützen dieses Ziel des Sektors.

RM: Die Digitalisierung des Verkehrs gewinnt in der Güterverkehrsbranche zunehmend an Bedeutung. Wie nutzt die EDITH GmbH & Co. KG digitale Lösungen, um die Schienengüterlogistik zu optimieren und ihren Kunden verbesserte Dienstleistungen anzubieten?

Richard Zienko : Mit der Bereitstellung unserer Software Rail Network nimmt EDITH Einfluss auf die Digitalisierung des Schienenverkehrs und trägt damit zur Optimierung des Bahnbetriebs bei. Unsere Software wird von Eisenbahnern für Eisenbahner entwickelt. Dabei helfen uns unsere langjährige Erfahrung im Bereich der Bahndienstleistungen und der tägliche Kontakt mit den Problemen der Praxis. Rail Network ist eine modulare Software und bietet Lösungen für E-Learning, Dokumentenmanagement, digitales Gleiswissen, Kompetenzregister und Reporting. Unsere Software bietet derzeit fünf innovative Module: WBT, DocSync, KomReg, GPS-S und Report. Mit WBT können Sie Ihre Mitarbeiter Einführungs- und Schulungskurse online absolvieren lassen. DocSync kümmert sich um die Verteilung Ihrer Dokumente auf die Geräte Ihrer Mitarbeiter und bietet einfache und komfortable Möglichkeiten zur Konfiguration von gruppenbasierten Zugriffsrechten. Mit GPS-S können Sie die Route, die Modellreihen und die Ortskenntnisse Ihrer Fahrer einfach aufzeichnen. Mit KomReg können Sie dank einer einstellbaren Vorauswahl die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter einfach und bequem verwalten. Report ermöglicht Ihnen die digitale Verwaltung Ihrer Berichte. Übergabebuch, PZB und Störungsmeldungen werden über die App erfasst und stehen sofort in digitaler Form zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.

RM: Schienengüterverkehrsnetze erstrecken sich international. Wie kann die EDITH GmbH & Co. KG bei den Genehmigungsverfahren im Zusammenhang mit dem konzessionierten Zugang zum Schienennetz oder bei der Komplexität der Einhaltung von Vorschriften etc. helfen?

Richard Zienko : Im Rahmen der Umsetzung des vierten Eisenbahnpakets der EU am 16. Juni 2020 werden die Sicherheitsrichtlinie RICHTLINIE (EU) 2016/798 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 11. Mai 2016 über Eisenbahnsicherheit und die VERORDNUNG (EU) 2018/762 DER KOMMISSION vom 8. März 2018 über gemeinsame Sicherheitsmethoden zu den Anforderungen an Sicherheitsmanagementsysteme gemäß der Richtlinie (EU) 2016/798 des Europäischen Parlaments und des Rates und zur Aufhebung der Verordnungen (EU) Nr. 1158/2010 und (EU) Nr. 1169/2010 als Rechtsgrundlage. Ab dem 16. Juli 2020 ist das Management von Eisenbahnen verpflichtet, eine Sicherheitskultur einzuführen und zu fördern. Bislang gab es keine Erkenntnisse über Unternehmenskulturen, die sich explizit auf die Eisenbahnsicherheit auswirken. Um diese Anforderungen zu erfüllen, sind die Bahnen verpflichtet, auf der Grundlage bestehender Empfehlungen und Veröffentlichungen der nationalen Aufsichts- und Genehmigungsbehörde eine Unternehmenskultur zur Erhöhung der Sicherheit zu entwickeln und im Sicherheitsmanagementsystem (SMS) umzusetzen.

Basierend auf den Erkenntnissen der EDITH GmbH & Co KG wurde ein Konzeptentwurf entwickelt, der Eisenbahnunternehmen als Leitfaden bei der Entwicklung und Einführung einer positiven Sicherheitskultur dienen kann. Dieses beinhaltet die in der Literatur erarbeiteten Grundanforderungen an die Unternehmenskultur und die Anforderungen der ERA. Die Umsetzung, die als Handlungsempfehlung zu verstehen ist, wird durch eine Verfahrensanweisung angestrebt, die in das SMS des Eisenbahnunternehmens integriert werden kann. Im Rahmen des SMS sind folgende Dokumente als Mindestanforderungen in die Struktur zu implementieren, die im Rahmen einer Zulassung oder Aufsicht durch die nationale Eisenbahnsicherheitsbehörde erforderlich sind:

a. Sicherheitsvorschriften

b. Sicherheitskultur als übergeordnetes Dokument

c. Verfahrensanweisungen für die Anwendung der Sicherheitskultur

d. Formulare zur Messung der Sicherheitskultur durch Analyse und zur Festlegung der Maßnahmen im Aktionsplan

RM: Die COVID-19-Pandemie stellte den Logistiksektor vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Können Sie erläutern, wie Sie die Unterbrechungen bewältigt und Ihr Schulungs- und Testzentrum in diesen unsicheren Zeiten offen gehalten haben?

Richard Zienko : Die Kontaktbeschränkungen haben die Ausbildung und Prüfung erschwert. Die Digitalisierung des Ausbildungs- und Prüfungsprozesses ist notwendig, um die gesetzlichen Anforderungen, insbesondere die der Triebfahrzeugführerscheinverordnung, zu erfüllen. Unser vom Eisenbahnbundesamt anerkanntes Ausbildungs- und Prüfungszentrum bietet unsere Kurse auf unterschiedliche Weise an. Sie können Präsenzunterricht, Onlineunterricht (digitales Klassenzimmer), Hybridunterricht (Online- und Präsenzunterricht) oder Fernunterricht (Selbststudium mit Unterstützung) sein. Aufgrund der Pandemie haben wir unser Schulungs- und Prüfungszentrum um das E-Learning-Portal EDITH erweitert. Unsere Fernlehrgänge auf dem E-Learning-Portal EDITH sind von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht zugelassen. Die Teilnehmer an diesen Kursen arbeiten selbstständig, eigenverantwortlich und in einem individuell festgelegten Zeitrahmen. Sie werden in regelmäßigen Webinaren und je nach Kurs auch in der Praxis und am Simulator geschult. Am Ende des Lehrgangs legen sie eine Präsenzprüfung ab und erhalten ihr Zertifikat.

RM: Die EDITH GmbH & Co. KG stellt sich die Zukunft des Schienengüterverkehrs vor. Welche Trends oder Innovationen werden Ihrer Meinung nach den Schienengüterverkehr in den nächsten Jahren prägen und wie positioniert sich Ihr Unternehmen, um diese Chancen zu nutzen?

Richard Zienko: Innovationen sind ein Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg und verschaffen einen Wettbewerbsvorteil. Die innovationspolitische Positionierung eines Unternehmens zeigt sich in seinen Strategien und seiner Unternehmenskultur. Beispielsweise stehen derzeit zwei entscheidende Schlüsseltechnologien in den Startlöchern, die die Bahnindustrie revolutionieren und radikal verändern und damit nachhaltiger machen könnten. Beide Projekte können nicht realisiert werden, weil die digitale Transformation mit all ihren Facetten noch nicht umgesetzt wurde. Stattdessen wurden nur technische Projekte im Bereich der Entwicklung gefördert, um die Technologie voranzutreiben. Nun ist die Technologie einsatzbereit und das Gesamtsystem lässt dies nicht zu. Die erste Technologie, die hier zu nennen ist, ist das Europäische Zugsicherungssystem (ETCS). Eine weitere Technologie, die einen radikalen Wandel erfordert, ist die digitale automatische Kupplung (DAC). Die Beschreibung dieser beiden revolutionären Technologien veranschaulicht die Notwendigkeit und liefert die Grundlage für das Argument eines radikalen Wandels ohne die Anwendung der digitalen Transformation. EDITH hat sich auf die Digitalisierung und Anwendung innovativer Technologien spezialisiert, um die digitale Transformation im Eisenbahnsektor systematisch zu gestalten.

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