TU Wien Studie: Die Zukunft der schienengebundenen Mobilität
© Thomas Wolter / Pixabay

Ein Forscherteam der Technischen Universität Wien (TU Wien) hat im Auftrag der ÖBB ein Projekt durchgeführt, das die Zukunft der Mobilität in Österreich untersucht.


Die Studie unter der Leitung von Prof. Günter Emberger vom Institut für Verkehrswissenschaften untersuchte bestehende Verkehrsmittel wie das Zufußgehen neben futuristischen Konzepten wie Hyperloops und Drohnentransport. Das Forschungsteam kommt zu dem Schluss, dass eine Kombination aus aktiver Mobilität (Gehen und Radfahren) und öffentlichem Verkehr die vielversprechendste Lösung ist.

Der Klimawandel bestimmt den Rahmen

Günter Emberger ist der Ansicht, dass sich unser Mobilitätsverhalten in den kommenden Jahrzehnten grundlegend ändern wird. Diese Veränderungen werden entweder durch konzertierte Anstrengungen zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf unter 2°C vorangetrieben, die zu bedeutenden Maßnahmen führen ("change by design"), oder durch externe Faktoren wie extreme Wetterereignisse, globale Migration sowie soziale und politische Umwälzungen, die eine Beibehaltung des Status quo unmöglich machen ("change by disaster").

Um seine Klimaziele zu erreichen, muss Österreich seine verkehrsbedingten Treibhausgasemissionen bis 2030 um rund 30 % im Vergleich zu 2017 reduzieren. Darüber hinaus soll der Verkehrssektor bis 2040 klimaneutral werden.

Laut Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler erfordert das Erreichen einer klimafreundlichen Mobilität eine gemeinsame Anstrengung von Regierung, lokalen Behörden und der Öffentlichkeit. Politische Entscheidungen können nachhaltige Mobilität zur bevorzugten, erschwinglichen, komfortablen und sicheren Wahl für die Menschen machen. Positive Zeichen sind der steigende Absatz von Fahrrädern im Vergleich zu Autos in Österreich und die zunehmende Nutzung von Elektrofahrzeugen. Der Weg zu einer nachhaltigen Mobilität ist jedoch noch weit.

Vertraute Verkehrsmittel gehen voran

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä erklärt, dass Österreich mitten in einer Renaissance der Eisenbahn steckt, wobei Automatisierung, Digitalisierung und künstliche Intelligenz neue Perspektiven eröffnen. Auf der Weststrecke hat die Schiene das Auto bereits überholt, und auf der Südstrecke wird in den kommenden Jahren ein ähnlicher Erfolg erwartet. Multimodale Verkehrsknotenpunkte werden entwickelt, um die letzte Meile mit Car-, Bike- und E-Scooter-Sharing oder Mobilitätsoptionen auf Abruf abzudecken und so eine klimaneutrale und zukunftssichere Mobilität für alle zu schaffen.

Automobile, unabhängig von ihrem Antriebssystem, haben aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs, ihres Flächenverbrauchs und ihrer Kosten schlechte Bewertungen erhalten. Dasselbe gilt für Flugzeuge, wobei neue Technologien wie Drohnen und Hyperloops noch schlechtere Bewertungen erhalten.

Menschliche Kraft und öffentlicher Verkehr

Aus dieser Perspektive sollte das zukünftige Mobilitätssystem vor allem aus einer Kombination von schienengebundenem Nahverkehr für mittlere und lange Strecken und Fuß- und Radverkehr für kurze Strecken bestehen. Laut Günter Emberger ist diese Kombination die einzige Möglichkeit, die globalen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen klimafreundlich, ressourceneffizient und sozial gerecht zu erfüllen. Er argumentiert, dass der Erfolg des derzeitigen Auto- und Luftverkehrssystems größtenteils auf die jahrzehntelange Unterstützung durch die Politik zurückzuführen ist, die ihre externen Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt hat. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe ist dieses umweltverschmutzende und sozial ungerechte System jedoch nicht länger tragbar.

Obwohl es unmöglich und unpraktisch ist, die Mobilität in 100 Jahren vorherzusagen, will das Forschungsteam zeigen, dass es sinnvolle und nachhaltige Szenarien gibt. Es liegt in der Verantwortung der Politik, die Zukunft der Mobilität gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern proaktiv zu gestalten, positive Zukunftsszenarien zu entwerfen und entsprechende Maßnahmen umzusetzen.

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